Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion
Was heute noch wie ein Märchen klingt...
diese Worte sind seit den 60er Jahren in mein Gedächtnis eingeprägt.
Ich weiß nicht, wie oft ich die Wiederholungen der Raumpatrouille
gesehen habe aber sie hat für mich und für viele aus meiner Zeit
Kultstatus.
Als die Serie damals ausgestrahlt wurde hatte keiner eine Idee davon, wo sie gedreht wurde. Wenn ich es damals gewusst hätte, hätte ich meinen Vater sicherlich genötigt, mal da hin zu fahren.
Nun, inzwischen habe ich ein bisschen recherchiert und am 20.08.2018
habe ich eine Nostalgie-Tour unternommen im Laufe derer ich einige
Drehorte und einige Gräber der inzwischen verstorbenen Besatzung
besucht habe.
Ich wusste bis dato nicht, wie nahe Pallas bei Nürnberg ist (Bavaria Film, na ja, ist halt nicht so weit weg!)
So habe ich eine Tour geplant, die in einem Tag zu schaffen sein sollte und sie hat im Wesentlichen auch funktioniert!
Ein guter Freund hat mich dabei begleitet, so wurde es auch nicht langweilig.
Gräfelfing
Wir hatten 10:00 als Treffpunkt-Zeit in München vereinbart. Ich bin ein bisschen früher losgefahren und so habe ich den Friedhof Gräfelfing an diesem perfekten Sommermorgen vorher abgehakt. Das Grab von Wolfgang Büttner (Maurice Tourenne) habe ich allerdings nicht gefunden. Dafür das von Pierre Brice (Winnetou), der auch hier ruht, aber erst nachdem ich einen freundlichen Friedhofs-Besucher danach gefragt habe. Gräfelfing ist so riesig, dass man einfach ein oder zwei Tage bräuchte... Es erwies sich auch als extrem anstrengend, von Grab zu Grab zu laufen und nach einem bestimmten Namen zu suchen.
Den Waldfriedhof hatte ich bereits ausgeschlossen da Franz Schaftheitlin (Sir Arthur) hier anonym beerdigt ist und kein sichtbares Zeichen hinterlassen hat.
Peißenberg (Pallas, Muro)
Na ja, Pech, und so fuhr ich zu meinem Freund nach München-Sendling und gemeinsam ging's dann in Richtung Peißenberg. Hier wurden die Szenen auf Pallas und Muro gedreht. Der ursprüngliche Plan der Dreharbeiten sah vor, diese Szenen auf Island zu drehen, aber das wurde dann wohl doch zu teuer.
Damals war hier ein Pechkohle-Bergwerk und die Abraumhalde sah natürlich aus wie man sich einen Asteroiden vorstellt, schwarzer Abraum, trostlos, ohne Vegetation.
Wir parkten am Moosleiten-Parkplatz und gingen den ziemlich steilen Weg in Richtung Kapelle nach oben.
Von der Abraumhalde ist heute nichts mehr zu sehen, sie wurde vollständig rekultiviert. Wo sich früher der schwarze Dreck türmte erstrecken sich heute ausgedehnte Wiesen und Naturgebiete.
An einigen, kleinen Stellen ist der Abraum jedoch immer noch sicht- und greifbar.
Die Wiese westlich der Kapelle ist der Standort der Lancet-Drehs auf Chroma (bzw. dem Asteroid N108), was man ermitteln kann, indem man die Konstellation der Hintergründe von Originalfotos der Drehs vergleicht.
Das Sumpfgebiet und der damals extra abgelassene Teich
(der ehemalige Kohleweiher
) in denen die Szenen
mit dem Orion-Landeschacht gedreht wurden ist inzwischen
komplett von Schilf eingewachsen und praktisch nicht
mehr zugänglich, aber es war schon ein Erlebnis,
auf diesem historischen Boden zu stehen.
Nun, inzwischen war es Mittag geworden, es war heiß, und so haben wir im Gasthof Sonne gegessen. Ochsenbäckchen in Rotweinsoße <schmatz>, dazu ein kühles Bier, ein wirklich guter Punkt, wenn sie in dieser Gegend mal Hunger bekommen!
Schloss Höhenried
Der Palast von Ihr, der Regentin auf Chroma.
Er sieht auch heute noch fast so aus wie damals. Nun, die Sitzecke in der McLane den ersten Kontakt aufbaute, gibt es nicht mehr (auf jeden Fall steht da heute keine Couch-Ecke mehr) und in Ihrem, damals mit Langflor-Teppich ausgelegtem Büro stehen heute billige Sperrholztische für Konferenzen oder Workshops, deren Charakter nur durch eine aufgelegte Tischdecke kaschiert werden kann. Das Palast-Image ist verloren gegangen.
Selbst die Hängelampen an der Decke sahen damals im Film viel hochwertiger aus.
Was es noch gibt ist das schmiedeeiserne Gitter und die pompöse Treppe im Hintergrund, die auch in der Serie zu sehen ist.
Wir haben uns auch noch die vier Treppenteiche angesehen und sind bis zum nahegelegenen Buchheim-Museum vorgedrungen, obwohl das nichts mit der Serie zu tun hat.
Ilkahöhe
Der Friedhof Ilkahöhe liegt praktisch auf dem Weg nach Feldafing (einmal in (Süd-) Tutzing den Berg hoch und wieder runter) und das Grab von Winston W. Wamsler (WWW, merken Sie was?), Benno Sterzenbach, ist schnell zu finden da der Friedhof recht klein ist. Sein Grab liegt an der Nord-Ostseite der Kirche. Wamsler war für mich immer einer der Sympathie-Figuren der Serie, trotz seiner cholerischen, militärgeprägten Art. Er war eben authentisch.
Das World Wide Web wurde erst 1989 entwickelt aber Winston W. Wamsler
wirkt schon geradezu hellseherisch, insbesondere für ein Internet
(Teams-Sessions und Video-Calls wurden damals noch per Funk
realisiert),
das auch intergalaktisch (oder zumindest interstellar) in Echtzeit funktioniert...
Feldafing
Weiter gings zum Golfclub Feldafing, wo der berühmte Schwenk der Chroma-Landung gedreht wurde. Ich dachte zunächst, wir könnten nicht zum Drehort vorrücken da just an diesem Tag scheinbar alle Clubmitglieder wie verrückt Golfbälle genau dahin schossen.
Wir gingen einen Weg entlang der Straße bis zum nördlichen Ende des Golfplatzes und haben eine Stelle gefunden, an der wir den Schwenk fast original nachdrehen konnten (leider ohne dem Raumschiff, das war wohl gerade woanders), obwohl ich glaube, dass die damalige Kamera-Position einige 10 m weiter südlich war. Aber wir haben genau den Baum gefunden, um den der Schwenk geht und das hat mir vorerst gereicht (im Bild ist es der große Baum auf der linken Seite, der Schwenk geht nach links zur Landestelle).
Im Nachhinein dachte ich mir noch, ich hätte einen der Golfbälle mitnehmen sollen (die wie Hagelkörner zu hunderten herum lagen), als Erinnerung, aber ehrlich wie ich nun mal bin, hab' ich es nicht getan. Auf Nachfrage erklärte mir ein Golflehrer, ich sollte doch ins Clubhaus gehen, da könnte ich einen käuflich erwerben. So ging ich dahin und nachdem ich dem freundlichen Mitarbeiter an der Rezeption erklärte, wieso ich ein Souvenir von Feldafing bräuchte hat er mir einen Golfball mit Feldafing-Logo geschenkt. Er ruht heute in einer Vitrine bei mir zuhause, neben zwei Brocken Abraum vom Peißenberg.
Grünwald
Auf dem Rückweg lag dabei der Friedhof Grünwald.
Natürlich war auch hier noch eine kurze Pause angesagt, im Gasthof zum Wildpark, der sich kurz zuvor in Strasslach befindet. Ein traumhafter Biergarten und eine exzellente Currywurst regenerierten die aufgezehrten Kräfte, beendeten aber auch den kulinarischen Teil der Reise...
Auf dem Friedhof Grünwald liegt McLanes damalige Gouvernante, Tamara Jagellovsk, Eva Pflug und ihr Grab habe ich schnell in der Urnenhalle Süd (innen) gefunden.
Den Friedhof Solln, wo Kublai Krim (Hans Cossy) liegt habe ich übersprungen, da meine Kraft sich langsam zu erschöpfen begann... Nach diesem erkenntnissreichen Tag wollte ich einfach nur noch nach Hause, auf ein Feierabend-Bier und eine verdiente, gemütliche Nachtruhe!
Für uns war das ein sehr schöner Tag, einer von denen, die man gerne nochmal erleben möchte, anstrengend, aber mit einem unglaublichen ROI, wenn es einem denn vergönnt wäre.
Hier zum Abschluss noch ein .kmz für Google Earth mit den markanten Orten, die ich identifizieren konnte (aber nicht alle besucht habe).
Ich mochte die Serie damals schon, weil sie die Erde als eine Einheit darstellte,
nicht als eine Ansammlung von Staaten, die sich gegenseitig neidisch sind und einander bekämpfen und bekriegen.
Es gab eine liberale Weltregierung
, die Namen der Darsteller
kommen aus aller Welt, aus Russland (Tamara), Irland (McLane), Italien, (Mario de Monti), Island (Sigbjörnson) usw., und sie vertragen sich, mögen sich, achten sich, arbeiten zusammen für eine gemeinsame Sache, die Zukunft der Menschheit. Vielleicht gibt es das – irgendwann mal, wenn es nicht mehr wie ein Märchen klingt
...